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Die Blide (Steinschleuder)

Im Rahmen des Bundesjugendlagers 2006 in Wismar fand ein Steinschleuder-Wettbewerb statt. Ziel war es, eine Steinschleuder zu bauen, mit der ein wassergefüllter Luftballon möglichst weit geworfen werden konnte. Einzige Beschränkung: die Schleuder sollte nicht größer sein als ein Jugend-MTW (Mannschaftstransportwagen), wobei der Wurfarm allerdings über die Abmessungen des Fahrzeugs hinausragen durfte.
Nach einigen Recherchen im Internet machten wir uns daran, eine Schleuder nach dem Vorbild einer mittelalterlichen Blide (auch Trebuchet oder Tribok) zu bauen. Auf einem soliden Grundrahmen wurden zwei senkrechte Balken montiert und mit starken Brettern verstrebt. Diese Balken tragen in einer Höhe von 2,10m eine Achse, um die sich ein Wurfarm drehen kann. Der Arm hat an seiner kurzen Seite ein möglichst schweres Gegengewicht und an der langen Seite eine Tasche, die an einer Art Peitsche um die Spitze des Arms herum schwingt und im richtigen Moment das Wurfgeschoss frei gibt. Die ganze Konstruktion musste einerseits sehr solide gebaut sein, denn wenn rund 130 kg Gegengewicht in die Tiefe sausen und den ca. fünfeinhalb Meter langen Wurfarm herumschleudern, wird eine gewaltige Energie freigesetzt. Andererseits musste die Schleuder aber auch zerlegbar sein, damit wir sie überhaupt ins Bundesjugendlager mitnehmen konnten.
Beim eigentlichen Wettbewerb hatten wir leider etwas Pech, denn in dem Ehrgeiz, unsere Wurfweite noch mehr zu steigern, haben wir zu viel zusätzliches Blei auf die Gewichtsseite gepackt und hatten dann nach den ersten 3 Schüssen einen Bruch des Wurfarms, der sich nicht mehr auf die Schnelle während des Wettkampfs reparieren ließ. Trotzdem haben wir in Wismar mit einer Weite von 79m unseren bis dahin bestehenden eigenen Rekord verbessert und unter 12 teilnehmenden Gruppen einen absolut respektablen fünften Platz belegt. Sieger wurde die Jugendgruppe aus Bad Segeberg, die bei ihrem besten Schuss 120m erreichte.
Letztlich sind in das Projekt an mehreren Wochenenden ca. 300-400 Arbeitsstunden geflossen, aber diese Zeit war sicherlich gut investiert. Beim Austüfteln der Konstruktion und bei den Recherchen im Internet haben wir alle einiges über Mechanik und Geschichte gelernt. Beim Bau der Schleuder haben wir unsere Erfahrungen in der Holzbearbeitung vertieft und wir hatten eine Menge Spaß beim Schießen mit der Blide. Keiner, der dabei war, wird die Jubelschreie vergessen, als wir nach einer Reihe von Fehlversuchen schließlich den ersten richtigen Schuss zustande gebracht haben und dann im weiteren Verlauf die 50- und schließlich die 70-Meter-Marke knacken konnten.
Noch ein Wort zum Material. Für die Blide haben wir lediglich die Eisenwaren, also Schrauben, Muttern, Gewindestäbe und die Farbe gekauft. Sämtliches eingesetzte Holz ist Recycling-Material. Der Grundrahmen wurde aus Trägern einer alten Dachkonstruktion gefertigt, die wir vor Jahren bei einem Schützenverein abgebaut haben (im Gegenzug für die Mithilfe durften wir das Holz behalten). Alles übrige Holz stammt komplett vom Sperrmüll. Achse, Drehlager, das Drahtseil mit Spannschloss und ein paar weitere Metallteile stammen vom Schrott und haben uns nichts gekostet. Die Gewichte waren teilweise Stahlplatten vom Schrott, teils alte Bleitypen, die wir von einer Druckerei geschenkt bekamen und zu Platten eingeschmolzen haben. Die Winde war von einem ausgemusterten Bootsanhänger übrig und selbst die Wurftasche haben wir aus dem Nackenleder eines alten THW-Helms zugeschnitten. Insgesamt haben wir weniger als 50 EUR für das gesamte Material ausgegeben.Dass wir unsere Projekte weitestgehend mit Sperrmüll realisieren, hat zum einen natürlich Kostengründe. Zum anderen ist es mittlerweile schon so etwas wie eine Tradition für uns geworden zu zeigen, was man aus dem Wohlstandsmüll anderer noch alles machen kann.

Weitere Bilder gibt es in der Bildergalerie


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